Geringe Abfindung für Ex-Kulturstiftungs-Vorsitzende Andrea Jahn

Kulturstiftung muss Abfindung für Kunstvorständin Jahn offenlegen

Max Friedrich / Onlinefassung: Thomas Braun   10.05.2024 | 16:00 Uhr

Nach der Affäre um die Absage der Candice-Breitz-Ausstellung ist auch der Vertrag mit Kunstvorständin Andrea Jahn aufgelöst worden. Über die Höhe der Abfindung hat die Kulturstiftung bislang geschwiegen - musste sie nach wochenlangem juristischen Tauziehen nun aber doch offenlegen.

Die ehemalige Kunstvorständin der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Andrea Jahn, hat für ihre einvernehmliche Vertragsauflösung eine Abfindungssumme von 45.000 Euro bekommen. Das hat die Stiftung dem SR nach wochenlanger juristischer Auseinandersetzung mitteilen müssen.

Video [aktueller bericht, 10.05.2024, Länge: 2:58 Min.]
Welche Abfindung die frühere Kunstvorständin Jahn erhalten hat

Die Summe war zunächst geheim gehalten worden, da es hier aber um Steuergelder und einen hohen öffentlichen Posten geht, musste die Stiftung ihr Stillschweigen nun brechen.

Opposition reagiert mit Unverständnis

Für die Opposition ist unverständlich, warum die Summe so lange nicht öffentlich genannt werden durfte. Das erwecke den Eindruck, als gäbe es etwas zu verbergen, kritisierte die stellvertretende Vorsitzende des Bildungsausschusses, Jutta Schmitt-Lang (CDU). "Das kann nicht gut sein für einen Prozess, der unbedingt Transparenz braucht."

Weniger als ein halbes Jahresgehalt

Verglichen mit ihrem Jahresgehalt ist die Abfindung für Andrea Jahn nicht besonders hoch. Jahn hatte nach SR-Informationen einen Verdienst von 100.000 bis 110.000 Euro. Ihr Vertrag wäre regulär noch ein Jahr und zwei Monate weiter gelaufen. Die 45.000 Euro entsprechen also nicht einmal einem halben Jahresgehalt.

"Dadurch stellen sich für uns eigentlich nur noch mehr Fragen", sagt Schmitt-Lang. Etwa, ob es weitere Verabredungen gebe. Und warum es diese Geheimhaltung gab, wenn die Summe letztlich doch niedriger war als vielleicht vermutet.

Streichert-Clivot lässt Fragenkatalog bislang unbeantwortet

Christine Streichert-Clivot (SPD) als Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz hat sich bisher nicht zu der Abfindungssumme und den Gründen für die Geheimkrämerei geäußert. Ein Fragenkatalog des SR wurde bislang nicht beantwortet.

Auch ein Gespräch mit der von der Ausstellungsabsage betroffenen Künstlerin Candice Breitz lehnt die Ministerin unterdessen weiter ab.

Breitz zu Podiumsdiskussion im Saarland

Breitz selbst wird nächste Woche wieder im Saarland sein. Sie nimmt am Mittwoch an einer Podiumsdiskussion der der Linkspartei nahestehenden Rosa Luxemburg Stiftung teil.

Über dieses Thema berichtet der aktuelle bericht im SR Fernsehen am 10.05.2024.


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