Von Zwergen und Hebeln

Von Zwergen und Hebeln

Markus Person   22.04.2024 | 16:30 Uhr

Für Polizisten gibt es im Saarland bisher eine Mindestgröße von 1,62 Meter. Diese Grenze will die Landesregierung offenbar bald abschaffen. Bewerber und Bewerberinnen die kleiner sind, sollen dafür einen Körpereignungstest absolvieren - so wie beispielsweise in Nordrhein-Westfahlen und Bayern. SR-Reporter Markus Person hat sich so seine Gedanken darüber gemacht.

„Im Ergebnis sportwissenschaftlicher Untersuchungen konnten statistisch signifikante Korrelationen zwischen der Hebellänge der Extremitäten (Armbeugung/Kniestreckung) und der Maximalkraft nachgewiesen werden: Je größer die Hebellänge in Armen und Beinen der Versuchsperson, desto höher die im Test maximal generierten Kraftwerte.“ 

So steht es schwarz auf weiß in der Antwort der SPD-Landesregierung auf eine CDU-Anfrage zur vorgeschriebenen Mindest-Körpergröße bei der saarländischen Polizei. Heißt: Je größer Polizist oder Polizistin, desto höher die körperliche Leistungsfähigkeit – insbesondere wenn es im Einsatz grob wird und der Polizeigriff ausgepackt werden muss.

Bei den einen die 1,62, den anderen die 1,55

Nun klar: Im Leben können ein zwei Zentimeter entscheidend sein: Denkt man an Weitsprung, Speerwurf oder andere Leichtathletik-Sportarten. Aber warum ausgerechnet exakt 1,62 Meter Körpergröße für den Polizeidienst? Zumal es bundesweit keine einheitliche Regelung gibt: Manche geben 1,60 Meter an, in Hessen reichen gar 1,55 Meter. Sitzen dann dort die kleineren Polizeianwärter am längeren Hebel als im Saarland? Nicht unbedingt.

Ein körperlicher Eignungstest soll's zeigen

Länder wie Bayern, die gar keine Mindestgröße fordern, erwarten stattdessen das Absolvieren eines Körper-Eignungstests. Und genau das plant nun auch das saarländische Innenministerium.

Wer künftig nachweisen kann, dass er auch unter 1,62 Meter ordentlich Gewichte ziehen und schleppen kann und die nötige Griff-Kraft mitbringt, der darf sich Hoffnungen auf eine Polizeikarriere machen. Daran gibt es auch nichts auszusetzen.

Die Sache mit dem Respekt

Klar, ein 1,96 Meter großer Hühne ist zumindest aus psychologischer Sicht jemand, der einem schon visuell Respekt einflößt und der in seiner Polizeiarbeit vermutlich weniger Pöbeleien und Anfeindungen ausgesetzt ist als kleinere Kollegen. Vorstellbar ist aber auch, dass die 1,60 Meter große Kollegin mit schwarzem Gürtel in einer Kampfsportart nicht weniger Respekt entgegengebracht wird.

Für Nachwuchsgewinn wäre auch eine Alternative denkbar

Jetzt werden aber erst mal die Hebel für gesetzliche Änderungen in Gang gesetzt – und damit könnte sich auch die Zahl potenzieller Polizei-Bewerber erhöhen.

Doch was das angeht – da gibt es ihn eigentlich schon – den Hebel: eine bessere Bezahlung wie beispielsweise bei der Bundespolizei. Bedeutet: Da ist dann auch nicht mehr die Größe - sondern die Höhe entscheidend.


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Im Saarland sollen bald auch Polizeibewerber eine Chance erhalten, die kleiner als 1,62 Meter sind. Stattdessen soll es einen Körpereignungstest geben.

Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 22.04.2024 auf SR 3 Saarlandwelle

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